Studienstiftung des deutschen Volkes

Die Studienstiftung des deutschen Volkes hat im Gegensatz zu vielen anderen Begabtenförderungswerken keinen weltanschaulichen Schwerpunkt und fördert mit Abstand die meisten Studierenden. Schulen können jedes Jahr ein Kontingent an leistungsstarken Kandidat:innen vorschlagen, außerdem kann man sich zu Beginn des Studiums eigenständig bewerben. In beiden Fällen sind gute Leistungen ebenso Voraussetzung wie die Bereitschaft, sich gesellschaftlich zu engagieren.

Eine Stipendiatin hatte zum Beispiel während der Schulzeit kostenlos Nachhilfe gegeben und sich im Schulsanitätsdienst engagiert. So schaffte sie es in die Studienstiftung, obwohl sie nicht zu den Besten ihres Jahrgangs gehörte.

https://www.studienstiftung.de/

Hans-Böckler-Stiftung

Hinter der Hans-Böckler-Stiftung steht der Deutsche Gewerkschaftsbund, kurz DGB. Der DGB ist die größte Dachorganisation von Gewerkschaften in Deutschland, ihm gehören etwa Ver.di und die IG Metall an. Die Hans-Böckler-Stiftung will eigenen Angaben zufolge die Chancengleichheit im Bildungssystem erhöhen.

Eine Stipendiatin berichtet, dass sie vor ihrer Bewerbung keine Berührungspunkte mit Gewerkschaften gehabt habe, das sei aber »kein Ausschlusskriterium« gewesen. Auch bei der Hans-Böckler-Stiftung kann gesellschaftspolitisches Engagement überzeugen. Sie engagierte sich etwa als Streitschlichterin und als Anne-Frank-Botschafterin.

https://www.boeckler.de/de/index.htm

Stiftung der Deutschen Wirtschaft

Die Stiftung der Deutschen Wirtschaft (SDW) sowie das ihr untergeordnete Klaus-Murmann-Studienförderwerk werden unter anderem von Unternehmer:innen und Arbeitgeberverbänden finanziert. Es gibt zwar keine weltanschauliche Ausrichtung, die SDW will jedoch insbesondere »Eigeninitiative und Unternehmergeist« fördern.

Eine Stipendiatin hatte bei ihrer Bewerbung angegeben, dass sie sich vorstellen könnte, einmal selbst ein Unternehmen zu gründen. Ein Wunsch, der durch das Stipendium noch genährt wurde, wie sie sagt.

https://www.sdw.org/

Parteinahe Begabtenförderungswerke

Parteinahe Stiftungen sollen in Deutschland zur politischen Bildung beitragen. Obwohl sie, wie der Name sagt, jeweils einer bestimmten Partei nahestehen, sind sie formal unabhängig von diesen. Wie viel Geld eine Stiftung vom Staat bekommt, richtet sich nach den Wahlergebnissen der jeweiligen Partei bei der Bundestagswahl. Aktuell gibt es eine parteinahe Stiftung der SPD, der CDU, der CSU, der FDP und von Bündnis 90/Die Grünen. Auch die Stiftung der AfD wird in Zukunft wohl staatliche Förderung erhalten.

Ihren Bildungsauftrag erfüllen die Stiftungen etwa mit Veranstaltungen oder Forschungsprojekten – oder eben durch Stipendien, die junge Menschen in ihrer wissenschaftlichen Ausbildung fördern.

Dass die Stiftungen Parteien nahestehen, heißt allerdings nicht, dass ein Parteibuch Voraussetzung für ein Stipendium ist. Manche der Stipendiat:innen sind politisch aktiv, so sitzt etwa eine Stipendiatin, gefördert von der Rosa-Luxemburg-Stiftung, für die Linke im Heidelberger Stadtrat. Andere Stipendiat:innen sind Mitglieder in der Jugendorganisation der jeweiligen Partei. Manche Stipendiat:innen haben aber auch keinerlei Verbindungen zu den Parteien. Eine Stipendiatin bei der grünen Heinrich-Böll-Stiftung etwa schätzt, dass »nur eine Minderheit wirklich parteipolitisch aktiv ist«.

Allerdings: Die Stiftungen wünschen sich von Bewerber:innen in der Regel, dass diese sich mit den Werten der Stiftung identifizieren können. Es kann also von Vorteil sein, sich bei der Stiftung zu bewerben, deren Mutter-Partei man am ehesten nahesteht – selbst, wenn man dort nicht selbst aktiv ist.

https://www.rosalux.de/

https://www.boell.de/de

https://www.fes.de/

https://www.kas.de/de/

https://www.freiheit.org/de

https://www.hss.de/

Religiöse Begabtenförderungswerke

Neben politischen gibt es auch religiöse Stiftungen, die Studierende fördern. Die evangelische sowie die katholische Kirche haben Studienwerke zu diesem Zweck, außerdem gibt es ein muslimisches und ein jüdisches Begabtenförderungswerk. Auch hier muss man nicht bei allen Werken zwingend der entsprechenden Religion angehören, um ein Stipendium zu erhalten. Die religiösen Werke sind bei der Konfession jedoch in der Regel strenger als die parteinahen Stiftungen bei der Parteizugehörigkeit. 

Das katholische Cusanuswerk etwa fördert ausschließlich katholische Studierende. Beim muslimischen Avicenna-Werk und beim jüdischen Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk gibt es Ausnahmen, etwa wenn sich jemand im Studium mit dem Islam beziehungsweise dem Judentum beschäftigt. Das evangelische Studienwerk Villigst hingegen setzt eine Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche nicht voraus. 

Die ideelle Förderung beinhaltet bei allen Werken auch andere Inhalte als rein religiöse. Eine Stipendiatin von Avicenna, engagiert sich etwa in einer Arbeitsgruppe zu Inklusion, die Workshops ausrichtet und Leitfäden zu Barrierefreiheit erstellt. Ein Stipendiat des evangelischen Studienwerks, berichtet, dass dieses sogar eine eigene Delegation zur Klimakonferenz in Glasgow geschickt habe. 

https://eles-studienwerk.de/

https://www.evstudienwerk.de/

https://www.cusanuswerk.de/startseite

https://www.avicenna-studienwerk.de/

Deutschlandstipendium

Das Deutschlandstipendium gehört nicht zu den Begabtenförderungswerken, es ist jedoch einer der größten Stipendiengeber. Allein 2020 wurden 28.000 Studierende mit dem Deutschlandstipendium gefördert. Stipendiat:innen erhalten ebenfalls 300 Euro monatlich sowie eine ideelle Förderung durch Seminare und Netzwerke. Das Deutschlandstipendium wird zur Hälfte vom Bund und zur Hälfte von privaten Förder:innen bezahlt.

Der Bewerbungsprozess unterscheidet sich leicht von dem bei den Begabtenförderungswerken. Eine Besonderheit ist, dass auch die persönliche Biografie berücksichtigt wird. So werden Menschen gefördert, die während ihres Bildungswegs »persönliche Hürden« überwunden haben. Stipendiat Robin End erzählt, was so etwas sein kann: Ihn habe beeinflusst, dass sich seine Eltern während seiner Schulzeit trennten – davon habe er auch in seiner Bewerbung berichtet.

https://www.deutschlandstipendium.de/deutschlandstipendium/de/home/home_node.html