Erasmus – Erfolgsbericht von Tina Böhmer

Hinweise zu den Bildern:

Bild 1: Die Erasmus Delegation im Trodos Gebirge auf Zypern, Dezember 2019, Foto: Tina Böhmer

Bild 2: Die Erasmus Delegation im EU Parlament, Juli 2022, Foto: Jonas Sturm

Bild 3: Übergabe der Forderungen an die EU, Juli 2022, Foto: Jonas Sturm; Im Bild zu sehen (v.l.nr. Tina Böhmer, Raphaël Lelouvier, Jan Sölter, Tõnn Alas, João Rodrigo Martins Pinto, Lora Petkova)

Bild 4: Foto der betreuenden Lehrer in Brüssel, Juli 2022, Foto: Jonas Sturm; Im Bild zu sehen (v.l.nr. Maria Eulália da Costa Rodrigues, António Bernardino de Ornelas, Elitza Varbanovska, Tina Böhmer, Sarah Eckstein, Kairi Ong, Jennifer Retz, Ene Nobel, Kalia Fedonos, Androulla Hadjicharou, Emiliya Ivanova)


ERASMUS+ Projekt an IGS Maifeld erfolgreich abgeschlossen

„Wir sind uns alle einig, dass Wälder schon immer ein wichtiger Bestandteil unsers Ökosystems sind und es auch immer sein werden.“ So beginnt die Beschreibung des von der EU kofinanzierten ERASMUS+ Projekts „Think Global – Act Local: Our Forests“, das vom Herbst 2019 bis Sommer 2022 an der IGS Maifeld in Polch durchgeführt wurde.

Zusammen mit Partnerschulen aus Estland, Zypern, Bulgarien und Portugal arbeiteten Schüler und Lehrer in dieser Zeit inhaltlich an diesem Thema. Ziel der Zusammenarbeit war ein gestärktes Interesse an unseren Wäldern im Allgemeinen und daraus resultierenden verstärktem Engagement am Erhalt der Wälder. Neben der inhaltlichen Arbeit waren gegenseitige Besuche Kernelemente des internationalen Austauschprogramms.

So konnten kleine Schülergruppen aller teilnehmenden Schulen im Herbst 2019 für eine Woche nach Zypern reisen. Im Frühjahr 2020 kam es dann Coronabedingt zu einer Zwangspause, in der zwar einige virtuelle Treffen stattfanden, aufgrund der Schulschließungen und Reisebeschränkungen aber kaum am Projekt weitergearbeitet werden konnte.  Erst im Frühjahr 2022 konnten wieder Reisen stattfinden. Innerhalb weniger Monate wurden dann die noch ausstehenden Besuche in Portugal, Estland und Bulgarien nachgeholt. Im Sommer 2022 durfte die IGS Maifeld Delegationen von Schülerinnen und Schülern sowie deren betreuende Lehrer zum Abschlusstreffen in Polch begrüßen.

Bei jedem der Besuche stand eine intensive Auseinandersetzung mit den Wäldern im Gastland auf dem Programm. In jedem Land wurde unter fachkundiger Anleitung gewandert, beobachtet, erkundet und Müll gesammelt. So erfuhren die Schülerinnen und Schüler z.B., dass die Fichte, die in Deutschland stark unter den heißen, trockenen Sommern und dem Borkenkäfer zu leiden hat, in Estland, wo es in der „5. Jahreszeit“ regelmäßig zu Überflutungen kommt, immer noch gut gedeiht. Auf Madera, wo unsere portugiesische Partnerschule liegt, bereiten hingegen invasive Arten wie der Eukalyptus Probleme, die radikal angegangen werden. Um die alten Lorberwälder zu schützen werden Eukalyptusbäume im großen Stil gefällt. Während die Wälder im bulgarischen Balkangebirge mit Schnee und langen Kälteperioden zurechtkommen müssen, sind die im Vergleich eher kargen Wälder im Trodosgebirge auf Zypern zwar auch im Winter mit Schnee bedeckt, im Sommer ist es dort aber sehr trocken und heiß.

Aber eines haben alle besuchten Wälder, so verschiedenen sie auch sein mögen, gemeinsam: sie sind ein lebenswichtiger und unersetzbarer Bestandteil unserer Natur. Mit viel Spaß und Engagement recherchierten und präsentierten die Schülerinnen und Schüler im Vorfeld der Reisen z.B. den wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Nutzen der Wälder in ihrer Heimat, und stellten bei dem Vergleich von Flora und Fauna fest, dass – auf den ersten Blick – die Wälder in den verschiedenen Ländern Europas gar nicht so verschieden sind. Um eine emotionale Bindung herzustellen, nahmen die Schülerinnen und Schüler Podcasts auf, in denen sie den jeweils ältesten und größten Bäumen ihrer Heimat eine Stimme verliehen.

Die IGS Polch war als koordinierende Schule Gastgeber des Abschlusstreffens im Juli 2022. Zunächst waren alle Schülerinnen, Schüler und Lehrer einer Woche in und um Polch unterwegs. Neben der inhaltlichen Arbeit standen – wie auch bei allen anderen Besuchen – einige kulturelle Programmpunkte an. Neben Besuchen der Burg Eltz und der Festung Ehrenbreitstein wurde gemeinsam ein internationaler Abend mit Tanz und Speisen aus den verschiedenen Ländern organisiert. Schließlich soll im Ramen eines solchen Projekts auch der kulturelle Austausch und der Spaß nicht zu kurz kommen.

Das Thema Eigenverantwortung und politische Einflussnahme war ein wichtiger Bestandteil dieses Treffens. Was können wir als Einzelne tun, um den Wald zu schützen – und wo sind unsere Regierungen gefordert? In Kleingruppen formulierten die Schülerinnen und Schüler ihre Handlungsbereitschaft einerseits und Forderungen an die politische Ebene andererseits. Den Abschluss fand das Projekt dann als 48 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den fünf Ländern nach Brüssel aufbrachen. Bei einem Besuch der Generaldirektion für Umwelt (ENV) der EU trafen wir Raphaël Lelouvier, den Politikbeauftragten für Wälder, dem wir unsere Forderungen präsentierten. Er nahm sich viel Zeit, um auf die Arbeit der Schülerinnen und Schüler einzugehen und erklärte seinerseits, welche Schritte die EU bereits unternommen hat, um Wälder in ganz Europa zu schützen.

Die Schülerinnen und Schüler, waren alle sehr froh, Teil dieses Projekts zu sein. Es wurden viele Freundschaften geschlossen, viel gelacht aber eben auch gelernt. „Ich werde die neuen Freundschaften, die ich geschlossen habe und die gemeinsamen Momente nie vergessen“ resümierte z.B. Lea Rohde nach der Reise nach Bulgarien. Und Lilly Luxem fügte nach Abschluss des Projekts hinzu: „Obwohl ich mit Erasmus schon nach Madeira reisen durfte, und dachte, dass das sehr viel wert ist, hat mir das Erasmus Projekt in meinem eigenen Land gezeigt, dass man selbst nicht einmal reisen muss, um neue Freunde und Kulturen kennenzulernen.“ Der Abschied nach jeder Reise fiel schwer und war nicht selten Tränenreich.

Alles in allem war es ein gelungenes Projekt, das junge Menschen aus fünf Ländern zusammengebracht hat, die gemeinsam gearbeitet aber auch gefeiert haben. Die – fast nebenbei – ihre Englischkenntnisse verbessert, etwas über den Zustand der Wälder und ihre eigene Verantwortung dafür gelernt haben und die sich bestimmt noch lange an die gemeinsame Zeit erinnern werden. Zeuge für den Erfolg des Projekts sind nicht zuletzt die über 900 Bäume, von den Schülerinnen und Schülern gepflanzt wurden.